Die Geschichte der Artillerie zur 125-Jahr-Feier 1988 von Horst Dalberg – ergänzt bis 2005.
Die Infanterie-Kompanie war durch großen Zuwachs zum Infanterie – Bataillon geworden, während das Kavallerie-Corps trotz der Hinzuwahl auswärtiger Mitglieder sich nicht wesentlich vergrößert hatte. Auch um die oft beklagten Unstimmigkeiten untereinander bei gesonderten und gemeinsamen Aufzügen und Feiern zu vermeiden, reichten sich die Infanterie-Schützen und die Kavallerie-Schützen die Bruderhand.
Im Jahre 1863 schenkten die Vorstandsmitglieder dem Verein sechs Kanonen. Es waren die Herren:
Johann Heinrich Becker
J. Bensel
J. Emanuel
Fr. Hülsberg
Alexander Löbbecke
Ferdinand Möllmann
Als man dann vom 28.–30. August 1863 das Schützenfest erstmals auf eigenem Besitztum, der Alexanderhöhe, feierte, da war auch die neue Artillerie dabei, mit Übernahme der eigenen aus dem Jahre 1755 stammenden Standarte des früheren Kavallerie-Corps.
Wenn man einmal die Namen der Artillerie-Chefs aufzählt, dann stößt man wiederum auf bekannte Iserlohner Namen:
Ludwig Eichelberg
Friedrich Stehmann
F. Steinenböhmer
H. Hellmann
Karl Schmidt
Otto Beutler
Hermann Eckmann
August Jungjohann
Josef Hemmer
Horst Dalberg
Horst Wildförster
Martin Brunswicker
Eine Reihe dieser Artillerie-Chefs stellten den Schützenkönig, so
Karl Schmidt 1907/08
Otto Beutler 1924/25
Hermann Eckmann 1929/30
August Jungjohann 1934/35
Horst Dalberg 1963/64
Martin Brunswicker 1988/89
Aber auch sonst waren die Artilleristen auf dem Königsthron zahlreich vertreten:
Wilhelm Stamm 1899/1900 mit M. Luckenburg
Wilhelm Budde 1962/1963 mit Mondo Gösser
Heinz Knipp 1964/1965 mit Waltraut Schulte
Karl-Heinz Röttger 1970/1971 mit Helga Bruse
Curt Gösser 1972/1973 mit Hanna Budde
Dr. Sigurd Pütter 1 974/1975 mit Renate Brunswicker
Klaus Meierotto 1982/1983 mit Elke Wildförster
Christof Wiedermann 1993/1994 mit Brigitte Flämig
Hans-Dieter Petereit 2004/2005 mit Bettina Zellner
Ebenso waren die Damen des Ari – Corps an der Seite von Schützenkameraden aus anderen Kompanien auf dem Königsthron vertreten:
Hilde Peters 1956/1957
Dr. Jutta Hassel 1976/1977
Ellen Pütter 1978/1979
Uschi Dalberg 1980/1981
Birgit Pfeifer 1977/1998
Wenn am Freitagnachmittag vor dem Beginn des Schützenfestes von der Höhe des Stadtwaldes die Kanonendonner über die Stadt rollten, dann wußte jedes Kind:
„Das Schützenfest beginnt!“
Und in den Festzügen war die Artillerie stets ein besonders gewichtiger und krönender Abschluß.
Das Artillerie-Corps bestand aus 15 Offizieren, einem Hauptwachtmeister und 2 bis 3 Kanonieren, um die Böllerkanonen zu bedienen. Die 15 Offiziere wurden geheim gewählt. Es genügte in der Sitzung schon ein Kopfschütteln und der Aspirant war abgelehnt. Die 15 Artillerie-Offiziere waren ein ganz besonders verschworener Haufen mit vielen eigenen Privilegien. Erst unter Oberst Dr. Heinz von der Horst lockerte sich diese Regelung und das Artillerie-Corps öffnete sich, um neue Mitglieder, zunächst als Fähnriche, aufzunehmen. Die Offiziere werden, wie die Satzung des Vereins vorschreibt, weiterhin gewählt.
Nach dem 2. Weltkrieg sah es auch bei der Artillerie des IBSV trübe aus. Es gab keine Kanonen mehr. Der allgemeine Rummel der Nachkriegszeit hatte auch diese harmlosen Requisiten eingezogen. Sogar der auf dem Gelände der Alexanderhöhe befindliche eigene Kanonenschuppen wurde geplündert. Es befanden sich dort nicht nur sechs Geschütze, sondern auch ein komplettes Geschirr für 36 Pferde. Die 6-er Gespanne wurden entweder durch heimische Fuhrunternehmer oder später vom Militär gestellt.
Doch genauso wie bei den anderen Kompanien des IBSV gab es auch bei den Artilleristen Idealisten, die dafür sorgten, daß schon bald wieder drei Kanonen angeschafft wurden. Die Rohre waren während des Krieges „verbuddelt“ worden. Die Lafetten mußten jedoch neu gebaut werden
Geböllert wurde mit diesen Kanonen allerdings nur noch 10 Jahre.
Im Jahre 1958 schafften sich die Artilleristen eine moderne Böllerkanone mit Kartuschen an, welche den stolzen Namen „Paulinchen“ erhielt. (Diese Kanone ist bis heute noch im Einsatz)
Das Artillerie-Corps war so mutig und fortgeschritten, daß es sich als erstes nach dem Krieg wieder eine Schützen – Uniform anschaffte: Rock grün, Kragen und Stulpen schwarz, die Paspelierung rot. Die übrigen Kompanien kamen erst ein Jahr später mit Uniformen.
In den ersten Nachkriegsjahren zeigte sich die Artillerie von einer eigenwilligen Seite. Sie feierte das Schützenfest unter den hohen Buchen auf der hinteren Wiese der Alexanderhöhe. Dort wurde jährlich ein zünftiges Biwak abgehalten. Wer das einmal mitgemacht hat, der denkt gern an diese frohen Stunden zurück.
Aber leider ändern sich die Zeiten. Auch die Artilleristen mußten sich den neuen Verträgen mit der Gastronomie auf der Alexanderhöhe anpassen, und so baute man auf der hinteren Wiese der Alexanderhöhe ein kleines Zelt auf, in welchem eine 2-Mann-Kapelle für Bombenstimmung sorgte.
Immer noch gelingt es dem amtierenden Artillerie-Chef, ausreichend Pferde und Kutschen zu beschaffen, was allerdings von Jahr zu Jahr schwieriger wird.
Die Artillerie hat inzwischen auf dem Papier ca. 40 aktive und ca. 40 passive Mitglieder. Besonders erfreulich ist der Zuwachs an jungen interessierten Bürgern, so daß bei der Artillerie ein Nachwuchsproblem nicht besteht.
Artilleristen feiern gerne, und zwar nicht nur während der Schützenfesttage, sondern auch im Laufe des Jahres. Einmal im Monat trifft man sich im Schießstand zu ernstem Schießen und fröhlichem Beisammensein. Mit den Jugendlichen und Kindern werden Ausflüge zu Reiterhöfen gemacht, wo dann an Wochenenden in der freien Natur dem Reitsport gefrönt wird. Aber auch die aktiven Offiziere, welche beim Schützenfest zu Pferde mitmachen, müssen in jedem Jahr Reitstunden in einer Reitschule nehmen, um Sitz und Haltung zu korrigieren.
Ein Familienausflug mit „Kind und Kegel“ erfreut einmal im Jahr die große Artillerie-Familie.
Der Kontakt zum Altenheim Tersteegen-Wehme an der Wiemer wird gepflegt, weil unter der Leitung von Schwester Hanna im dortigen Heim jedes Jahr ein kleines Schützenfest gefeiert wurde.
Die Aktivitäten bei der Artillerie ruhen nicht und wir steuern mit Kräften den nächsten 25 Jahren entgegen.
Diese Ausführung wurde von unserem verstorbenen Ari-Chef Horst Dalberg im Jahre 1988 geschrieben und kann von mir, seinem Sohn, nur so bestätigt werden. In den Jahren 1988 bis heute hat sich nichts Wesentliches im Vereinsleben der ARI verändert. Inzwischen sind die eigenen Kinder schon aktive Mitglieder und setzen die gute Tradition „ihrer Alten“ fort.
Ernst-Rudolf Dalberg