In dieser anschaulichen Darstellung vermissen wir zunächst den Schützenkönig. Obwohl nach dem Vogel geschossen wird, ist die alte Sitte, den Schützen besonders zu ehren, der das letzte Stück von der Stange herunterholt, damals wohl aufgegeben worden.
Das in den dreißiger Jahren von dem Lithographen Rob. Lecke angefertigte Bild gibt uns einen vortreff-lichen Überblick über das Lager in Wermingsen. Geradeaus erkennt man deutlich im Hintergrund das gezimmerte Schießhaus und das daneben aufgeschlagene kleine Zelt des Auditeurs, der das Schießen genau beobachten musste. Außerdem sind noch drei Zelte vorhanden: das rechte gehörte wahrscheinlich dem Rittmeister; die Gruppe fröhlicher Zecher unter dem größeren links läßt deutlich erkennen, wozu es dient; in dem großen unter dem Eichbaum wurde jedenfalls getanzt
Die Scheibe ist ganz links bei einer dicken Eiche zu sehen. Der Scheibenwärter mußte sich zum Schutze gegen fehlgehende Kugeln hinter dem dicken Stein daneben verkriechen.
Sechs Böller, „Kattenköppe“ genannt, lagen in der Nähe am Bache. Der Vogel war auf seiner Stange am äußersten Ende des Lagers errichtet; einige Jahre soll er auch in einer hohen Eiche befestigt gewesen sein. Auf dem rechts etwas höher gelegenen freien Platze übte sich das Corps im Reiten.
Auf unserem Bilde fällt noch besonders die Standarte ins Auge: hoch aufgerichtet wie ein Panier steht sie in der Mitte der Hauptgruppe da, und der in das Korps eintretende Kavallerist schwört gewissermaßen einen Fahneneid, indem er seine Hand daran legt.
Nach der Überlieferung soll der „Alte Fritz“ sie dem Schützenverein verliehen haben. Eine Urkunde ist darüber nicht vorhanden. Bürgermeister Post aber bezeugt in einem Schreiben vom 9. Mai 1835 an den Landrat, daß „die Kavalleristen seit den ältesten Zeiten“ eine Standarte geführt haben. Als das Kavalleriecorps sich 1885 auflöste, übergab es seinem Bruder, dem Infanteriecorps, diese Standarte als wertvolles Erbstück, und der Bürger-Schützen-Verein schätzt natürlich dies teure Kleinod aus der Väter Tagen besonders hoch.
Die eine Seite der Standarte ziert nach dem „Reglement“ der fliegende preußische Adler mit dem Namenszug F.R., darunter ist ein Schild mit der Inschrift „Sub Auspiciis Friderici Magni Borussorum Regis“ (Unter Schutz und Leitung Friedrich des Großen). Auf der linken Seite erblickt man – wie alles in prächtiger, schier unverwüstlicher Gold-Stickerei – eine fliegende Gestalt, den Gott „Merkur“, den Gott des Handels, darstellend. In der Linken trägt er seinen bekannten Stab, in der Rechten das Wappen der Stadt Iserlohn. Hinter dem Gotte breitet der preußische Adler seine Flügel aus und hält in den Fängen ein Band mit der Inschrift:
Sub Umbra Alarum Tuarum
Am meisten ziehen natürlich die Schützen unsere Aufmerksamkeit auf sich; und zwar dann besonders, wenn das Bild bunt in Farben glänzt; das zweierlei Tuch macht doch viel aus. Dieses Bild wird um so wertvoller, als Herr Kommerzienrat August Schmöle, in dessen Besitz sich dieses Bild befand, nach Angaben alter Mitglieder des Korps die Namen der Männer darunter geschrieben hat, die darauf zu sehen sind.
Vor allem fällt die Gruppe links im Mittelgrunde mit der Standarte auf. In der Mitte erblickt man den Rittmeister C. Schrimpff in blauem Frackrock und gelben Knöpfen, mit goldenen Epauletten, weißer Weste und grüner Armbinde, an der Mütze das Schild mit C.C. Er verpflichtet zu Treue und Gehorsam durch Handschlag an Eides statt den großen vor ihm stehenden Wilhelm Altgelt, der dabei nach altem Brauch die Linke an die Standarte legt. Diese beiden sind bei dieser feierlichen Aufnahme ins Korps umgeben von sechs Männern, die sich anfassen und so einen Kreis bilden: Piepenstock, (links mit runder Kappe) Schwartz, (der kleine vorn links) W. Overweg, Thielen, Quitmann (aktiver Major in grüner Uniform und mit Sporen), R. W. Basse (mit hohem Hut). – Vier Fuldaer Musikanten blasen barhäuptig Tusch. – Línks schauen sich drei Schützen die Szene an: Rob. Lecke (ganz links, Verfertiger des Bildes und Verfasser der Chronik von Iserlohn), W. F. Löbbecke (mit hohem weißem Hut), Riedel, lange Pfeife schmauchend. – Der kleine Mann ganz vorn, der auf die Gruppe zeigt, ist Fritz Denninghoff. Einen prächtigen Eindruck machen die beiden großen Gestalten im Vordergrunde, die halblang rauchen. Der mit dem „Epaulettes“ ist der Premierleutnant Direktor Jacobi; neben ihm steht Kornet Stamm, der kleinere in der Gruppe, der seine Rechte erhebt, ist Apotheker Neuhaus. – Etwas links dahinter sieht man wieder drei Männer. Der eine trägt seine Büchse in der Hand, das ist E. Schmidt; ihm hören zu: Rittmeister Bunikowsky und der aktive Major von Below. – Justizrat Nohl in der entferntesten Gruppe rechts mit Overhoff von Amsterdam und weiter links Bürgermeister Post und Hrm. Kisiing in Brüssel sind weniger gut zu erkennen. – Die vier ganz vorn rechts in der Ecke heißen: Aug. Schrimpff, Justizrat Overweg, Hr. Schmidt, Dr. Tüttelmann, die vier etwas weiter nach links: Lürmann (mit hohem Hut), Maste (mit Mütze, halblang rauchend), Dr. Fr. Dahlenkamp und Diedr. Dahlenkamp.